Fotos: Niko Neuwirth

was ihr wollt

von William Shakespeare
Regie

Premiere am 30. September 2016, Frankfurt LAB

Viola strandet in Illyrien. Verkleidet als Cesario – oder vielmehr: als Cesariola – begibt er*sie sich in Dienst bei Herzog Orsino. Von außen bricht Cesariola ein in eine Welt der Stagnation, in der eigentlich alle nur mit sich selbst beschäftigt sind. Und die komödiantische Verwirrung beginnt.

Cesariola liebt Orsino, der allerdings an Gräfin Olivia Gefallen findet, die wiederum Cesariola als den Ihren*die Ihre auserkoren hat. In diesem Liebesdreieck einen Platz zu finden, das versucht auch der sich krampfhaft um sozialen Aufstieg bemühende Haushofmeister Malvolio. Die übrigen Anwesenden am Hofe der Gräfin Olivia stiften zusätzliches Chaos, indem sie bis zur Verrücktheit intrigieren.

Die Figuren in Was ihr wollt zerlegen wechselseitig die sorgsam aufgebauten Identitäskon- strukte der jeweils anderen. Sie gewähren sich gegenseitig Einritt in ein mitunter sehr komi- sches Spiel der Verstellung, das sie dazu zwingt, die Wahrhaftigkeit ihres Selbst zu befragen. Shakespeares Stück erzählt von Liebe, von Identität, Wahrheit und Wirklichkeit und hält bei aller Verwirrung immer auch eine Auflösung aus dem Chaos der Identitäten bereit.

Doch was passiert, wenn die am Ende (beinahe) alles aufklärende Figur Sebastian, tot ge- glaubter Zwillingsbruder Violas, der Erzählung entrissen wird? Wenn keine vierte Figur hin- zukommt, die das Liebesdreieck entzerrt und eine normative Auflösung aus dem Chaos der Identitäten herbeiführt?

Ein Abend über die Suche nach den Möglichkeiten einer anderen Sprache. Am Ende stehen seelische Abgründe, Körper und Licht, die Figuren verschwimmen und lösen sich auf in ihrer Ungewissheit.

Regie: Anne Kapsner

Schauspiel: Altine Emini, Hans-Christian Hegewald, Burak Hoffmann, Johanna Miller
Bühne und Kostüm: Tobias Maier, Viviane Niebling
Dramaturgie: Saija Kontio

Eine Produktion der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und der Hessischen Theaterakademie am Frankfurt LAB